Der Februar ist für die Vorstände Eberhard Spies und Tobias Belesnai eine anstrengende Zeit. Aus insgesamt 26 Mitgliederforen stehen sie bis Anfang März den Mitgliedern Rede und Antwort. Erläutern dabei gemeine Entwicklung am Finanzmarkt, beantworten aber auch ganze konkrete Nachfragen zur Situation in der Bank.
Dieser intensive gepflegte Austausch mit den Mitgliedern dürfte in diesem Jahr etwas umfassender ausfallen, weil die Genossen wohl einiges an konkreten Nachfragen haben. Ein großes Thema ist vorhersehbar: Der Vorstand hat angekündigt das Filialnetz zu bereinigen. Und Standortschließungen sind bei klassischen Präsenzbanken wie der VR Bank Schwäbisch Hall- Crailsheim beinahe traditionell eine heikle Angelegenheit. Doch auch dieses nicht ganz so angenehme Thema fällt für den Vorstandsvorsitzenden Eberhard Spies unter jenen Anspruch, den er seit Jahren mit Linie konsequent verfolgt: „Es geht vor allem darum, die Zukunftsfähigkeit der Bank zu erhalten“. Um es vorweg zu nehmen: Die traditionsreiche Genossenschaftsbank mit ihrer 163-jährige Geschichte steckt nicht in existenziellen Nöten, es geht der Bankspitze vor allem darum, die Strukturen perspektivisch auszurichten. Die Tendenz ist eindeutig: Die Bank der Zukunft ist digital.
Form des Kontaktes hat sich völlig verändert
Das Nutzverhalten von Kunden und Mitgliedern lässt keine Zweifel zu. Während die Transaktionen am Schalter allein in den zurückliegenden beiden Jahren um fast 40 000 Vorgänge abgenommen haben, schließen die Zahlen bei Online-Nutzung, dem Gebrauch der hauseigenen Banking-App oder des elektronischen Postfaches regelrecht durch die Decke. Deshalb hat das Vorstandsduo schon in der jüngeren Vergangenheit ein ganzes Bündel von Maßnahmen angeschoben, das unter anderem die weitergehende Digitalisierung der Prozesse, den Aufbau von „KundenDialogCentern“ aber auch die strukturelle Reorganisation des Bankhauses beinhaltet. „Wenn wir auch in Zukunft handlungsfähig sein wollen, müssen wir heute dafür etwas tun“, betrachtet Eberhard Spies die Gegebenheit nüchtern: „Es macht doch einfach keinen Sinn, Mitarbeiter an Schaltern vorzuhalten, wenn keiner kommt.“ Der aktuelle Beschluss, deshalb vier Standorte im Geschäftsgebiet zum 1. April dieses Jahres aufzugeben, ist den Vorständen „nicht leichtgefallen“ und war auch nicht über das Knie gebrochen. „Wir reagieren hier nur auf Entwicklungen, die wir schon über einen längeren Zeitraum aufmerksam verfolgt und analysiert haben“, sagt Eberhard Spies. „Wir haben Filialen, da sind die Kundenbesuche in der Vergangenheit um mehr als 60 Prozent zurückgegangen“, verdeutlicht Tobias Belesnai die Dimensionen und fügt gleich hinzu: „Wir haben überhaupt kein Problem mit unserem Zugang zum heimischen Markt, nur haben die technischen Möglichkeiten die Form des Kontaktes völlig verändert.“
So wickelt mittlerweile mehr als die Hälfte der 65 374 Mitglieder ihre gängigen Bankgeschäfte online ab. Belege, etwa der Kontoauszug werden heute in fasst 100 000 Fällen nur noch elektronisch abgerufen. Die klassische Geschäftsstelle verliert damit in teilen mehr und mehr an Bedeutung und beschert der größten Genossenschaftsbank in der Bezirksvereinigung Hohenlohe-Franken ein Kostenproblem. Das zwingt zum Handeln. Und so werden die beiden Geschäftsstellen Ilgenwiesen in Hall und in Untermünkheim aufgegeben und künftig der Hauptstelle in Schwäbisch Hall zugeschlagen. In Crailsheim kommt für die Filiale im Stadtteil „Roter Buck“ nun das Aus: Sie wird der Hauptstelle angegliedert und im Marktbereich Gaildorf wird die Geschäftsstelle Fichtenberg geschlossen. Diese Entscheidungen sind laut Eberhard Spies „ohne jede Alternative“: „Der Geschäftsbetrieb dieser Geschäftsstellen beschert uns ein betriebswirtschaftliches Minus in sechsstelligen Größenordnungen.“ Das enorm veränderte Verhalten der Kunden nimmt auch an gedachten Alternativen, wie etwa einer technischen Bankstelle mit Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker jeden ökonomischen Sinn. Eberhard Spies: „Wenn die gesamten Kosten für Gebäude, Datenleitung und Service gerechnet werden, dann könnten wir die Zweigstelle gleich belassen“. Dass die Bankführung hier mit ganz spitzer Feder rechnet, ist natürlich auch dem generellen Umfeld geschuldet. Die Niedrigzinspolitik der EZB drückt auch bei der VR Bank auf die Margen, obwohl die Bank im Markt generell gut unterwegs ist. Seit Jahren sinkt der Überschuss. Die hart erarbeiteten Gewinne will die Bankführung deshalb lieber in zukunftsträchtige Strukturen, denn in ein großflächiges, immer weniger genutztes Filialnetz investieren. Die wirtschaftliche Potenz dazu hat sie allemal. Sowohl die Einlagen als auch die Kredite sind zuletzt um rund 100 Millionen Euro angewachsen, die Bilanzsumme ist auf 2,33 Milliarden Euro angestiegen und das Kundengeschäftsvolumen (4,71 Milliarden Euro) lag mit einem satten Zuwachs von 364 Millionen Euro über dem Vorjahr. Eberhard Spies: „Trotzdem ist unser Ergebnis seit Jahren rückläufig und deshalb kommen wir einfach nicht mehr umhin, den Gegebenheiten auch organisatorisch Rechnung zu tragen.“ Kaufmännisch tut dies der Vorstand übrigens auch. Die Dividende auf die Genossenschaftsanteile wird auf drei Prozent nach unten korrigiert. Eberhard Spies: „Das halten wir mit Blick die aktuelle Situation auf den gesamten Finanzmarkt für angemessen.“
Das ist letztlich auch der Grund, warum zum 1. April die neuen „KundenDialogCenter“ (KDC) ihre Arbeit aufnehmen. Eberhard Spies: „Das sind keine Service Center, sondern der Einstieg in eine weitere, zusätzliche Form der qualifizierten Beratung.“ Sechs Mitarbeiter werden zum Start dann auch über die digitalen Zugänge entsprechende Beratungen, unter anderem über eine Video-Schalte, bieten. Das neue Dienstleistungsangebot wird zunächst den Privatkunden angeboten, zum 1. Oktober sollen die gewerblichen Kunden folgen.Das ist letztlich auch der Grund, warum zum 1. April die neuen „KundenDialogCenter“ (KDC) ihre Arbeit aufnehmen. Eberhard Spies: „Das sind keine Service Center, sondern der Einstieg in eine weitere, zusätzliche Form der qualifizierten Beratung.“ Sechs Mitarbeiter werden zum Start dann auch über die digitalen Zugänge entsprechende Beratungen, unter anderem über eine Video-Schalte, bieten. Das neue Dienstleistungsangebot wird zunächst den Privatkunden angeboten, zum 1. Oktober sollen die gewerblichen Kunden folgen.