Die VR-Bank Schwäbisch-Hall-Crailsheim baut die digitalen Angebote aus und schränkt die Öffnungszeiten der kleineren Filialen ein. Kunden können online mit Beratern im Dialog-Center kommunizieren.
Mit Beginn des neuen Jahres treten bei der VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim einige Veränderungen in Kraft. Bereits zum 1. Januar gelten neue Öffnungszeiten. 25 der insgesamt 28 Filialen werden generell mittwochs geschlossen bleiben. Nur in den Hauptgeschäftsstellen in Crailsheim, Schwäbisch Hall und Gaildorf bleiben die Öffnungszeiten unverändert.
Weitere Einschränkungen wird es in Ilshofen geben, wo auch die Schalterzeiten am Dienstag- und Freitagnachmittag wegfallen. In Wallhausen, Oberrot, Sulzbach, Fichtenberg, Sulzdorf, Teurershof und Westheim werden die Türen künftig donnerstags und freitagvormittags sowie montagnachmittags geschlossen bleiben, dafür aber am Freitagnachmittag von 15 bis 17 Uhr öffnen. In Mainhardt und Michelfeld bleiben die Filialen am Freitagnachmittag zu.
Der hybride Kunde im Visier
Die Reduzierung der Öffnungszeiten soll nicht mit Kündigungen einhergehen, verspricht Vorstandsvorsitzender Eberhard Spies. „Wir haben diese Ausrichtung bei der Neubesetzung der Stellen bereits berücksichtigt.“ Auf längere Sicht rechnet er mit dem Wegfall von 16 bis 17 Arbeitsplätzen, wobei an anderer Stelle – allerdings in geringerem Umfang – wieder aufgebaut werde.
Spies begründet diese Entscheidung mit dem veränderten Nutzerverhalten: Die VR-Bank habe die Kundenströme analysiert und eine Abnahme der persönlichen Kontakte in den einzelnen Geschäftsstellen von 35 bis zu 85 Prozent festgestellt. Der persönliche Kontakt verliere in Summe an Bedeutung, sagt auch Daniel Reiter, verantwortlich für Vertriebssteuerung und aktuell mit dem Aufbau des neuen Kunden-Dialog-Centers betraut. Auf der anderen Seite würden aber auch reine Digitalangebote nur eine kleine Kundengruppe ansprechen und sich meist auf Standardanfragen beschränken. Die größte Gruppe sei die der „hybriden Kunden“. Das sind diejenigen, die viele Standards digital abwickeln, denen eine persönliche Beratung in ausgewählten Fragen jedoch wichtig ist.
Neues Beratungscenter
Genau diese Klientel hat das neue Kunden-Dialog-Center im Visier, das die Leistungen des bisherigen Kunden-Service-Centers deutlich erweitert und ergänzt. Ab dem 1. April werden sich sechs eigens für diese Aufgabe geschulte „Omnikanalberater“ zwischen 9 und 19 Uhr der individuellen Fragen der Kunden annehmen und sie beraten. Das kann per Telefon, WhatsApp, E-Mail, Chat oder auch über das sogenannte Co-Browsing erfolgen. Dabei navigiert ein Bankmitarbeiter – nach erfolgter Legitimierung – die Kunden auf ihren Bildschirmen daheim durch die Onlineformulare. Der Dienst startet im Frühjahr im Privatkundenbereich und wird im Herbst auf die Geschäftskunden ausgeweitet. Vorstand Tobias Belesnai: „Das neue digitale Angebot wird zusätzlich zur Beratung vor Ort angeboten und wird das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden.“ Er vergleicht das Vorhaben mit den Entwicklungen im Einzelhandel. Auch dort hätten viele Geschäfte ihre lokale Präsenz mit Online-Angeboten ergänzt und somit auf Erfordernisse des Marktes reagiert.
Eine mögliche Schließung von Filialen mit ungenügender Frequentierung schlossen die Vorstände für die Zukunft nicht aus. „Wir werden unsere Chance gegen die Internetbanken nutzen“, so Belesnai. „Um bestehen zu können, müssen wir bestimmte Entwicklungen mittragen. Wir werden das aber mit Anstand tun“. Genau aus diesem Grund hat die Bank den Blick von außen gesucht und das Urteil einer unabhängigen Ethik-Stiftung, dem „Club of Hamburg" eingeholt.
Erfolg mit Anstand
Der vergibt analog zum Deutschen Aktien Index DAX einen Deutschen Ethik Index (DEX), der anzeigt, ob ein Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist und zugleich seine Unternehmenskultur ethisch vertretbar ausgerichtet hat oder anders gesagt, ob die erzielten Gewinne auf „anständige Weise“ zustande gekommen sind. Nach ersten Gesprächen mit dem Vorstand wurde der Bank im Oktober der Status „Bronze“ bescheinigt. Es folgten weitere Überprüfungen sowie Mitarbeiter- und Kundengespräche, die dem Geldinstitut jetzt das Prädikat „Silber“ einbrachten. Dafür beleuchteten die Zertifizierer die Bereiche Organisationsführung, Strategieentwicklung und -umsetzung, Wertschöpfung, Erfolgsmessung und Berichterstattung sowie weitere 26 Entwicklungspotenziale. Alle zwei Jahre wird neu entschieden.
Schwäbisch Hall, 20. Dezember 2019