Weniger Kontakte am Schalter

Vertreterversammlung. Die VR-Bank Schwäbisch-Hall-Crailsheim zahlt weiterhin 4 Prozent Dividende auf Geschäftsanteile. Vorstandchef Spies schimpft auf Bürokratie und Regulatorik. 

Die mehr als 65.000 Mitglieder der VR-Bank wählen aus ihren Reihen 650 Vertreter. Diese sollen die Geschäftspolitik des Geldhauses mitbestimmen. Sie trafen sich am Donnerstagabend in der Bausparkasse. Die Vertreter der Mitglieder folgten dem Vorschlag des Vorstandes, 2 Millionen Euro aus dem Jahresüberschuss von 4,7 Millionen Euro dazu zu verwenden, an die Mitglieder eine Dividende von 4 Prozent auszuzahlen.

Ertrag werde zurückgehen

Aufsichtsratsvorsitzender Armin Rapp spricht von einer zufriedenstellenden Ertragslage. 2019 sei allerdings mit einem Rückgang zu rechnen.

Vorstandsvorsitzender Eberhard Spies machte den Vertretern und zahlreichen Gästen deutlich, dass die VR-Bank ihr digitales Geschäftsfeld deutlich weiterentwickeln müsse, es werde zu einer eigenen Einheit innerhalb des Hauses. Dazu seien Umbesetzungen nötig. Die Zahl der Überweisungen über Belege und der Transaktionen am Schalter würde deutlich abnehmen.

„Erotik der Versager“

Investieren müsse die VR-Bank nicht allein in die Bereiche IT und Digitalisierung. Bürokratie und Regulatorik waren Themen, die sich Eberhard Spies mit einer Mischung aus Leidenschaft und Abneigung vornahm. Fest machte er das Problem an einem Kundentelefonat: Der Verbraucherschutz fordert, dass die Gespräche aufgezeichnet werden. Der Datenschutz erwartet, dass die Gespräche nicht abgehört werden. „Bürokratie ist die Erotik der Versager“, meinte Spies. Der Haller Bankchef geht davon aus, dass es künftig weniger Banken geben werde. Für kleine Geldhäuser seien die regulatorischen Vorgaben nicht zu leisten.

Die Zahl der Mitarbeiter wuchs 2018 von 357 auf 367. Dieser Zuwachs sei nötig gewesen, um den Anforderungen der Finanzaufsicht gerecht zu werden.

Renditejägern wird gekündigt

Auch im zurückliegenden Jahr sei Mitgliedern gekündigt worden, die mit der VR-Bank keine Geschäfte machen. „Wir unterstützen die Renditejäger nicht“, sagte Spies. Er hob damit auf die Möglichkeit ab, als Mitglied der VR-Bank bis zu drei Geschäftsanteile zu je 250 Euro zu erwerben, die wie schon im zurückliegenden Jahr 4 Prozent Rendite abwerfen.

Der Vorstandsvorsitzende ging in seiner rund einstündigen Rede auch auf das wirtschaftspolitische Umfeld ein. Spies nahm sich Trump, Putin, Erdogan und Salvini vor. Selbstdarsteller würden sich mehr und mehr Einfluss verschaffen. Der Haller Bankenchef geht davon aus, dass die Niedrigzinsphase anhalten wird und damit die Flucht in Sachwerte.

3,5 Millionen Regionaldividende

Die Kunden legen bei der VR-Bank mehr Geld an, als sie sich leihen. Das führt zu einem Einlagen-Überschuss. Für diesen hat das Geldhaus 0,3 Prozent Zinsen an die Zentralbank zu zahlen. Dies addierte sich im zurückliegenden Jahr auf 3,5 Millionen Euro. Diese Kosten gibt die Bank nicht an ihre Kunden weiter. Sie verrechnet sie als sogenannte Regionaldividende.

„Die VR-Bank schafft es, die Balance zu halten“, lobte Halls Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim das Geldhaus. Es bewege sich erfolgreich zwischen der Anforderung, einerseits auf der Höhe der Zeit zu sein, andererseits Bodenständigkeit zu beweisen.

Der Aufsichtsrat wird von elf auf zehn Mitglieder reduziert. Aus diesem Gremium wurde Helmut Bäuchle verabschiedet. Er gehörte dem Aufsichtsrat 22 Jahre an. Bäuchle scheidet aus Altersgründen aus. Bestätigt wurden die Aufsichtsratsmitglieder Matthias Aichele, Christian Bühler, Uta Rauschnabel und Dirk Windmüller.
Von Jürgen Stegmaier

 

2 Millionen Euro Gewerbesteuer führte die VR-Bank 2018 an die Gemeinden im Landkreis Schwäbisch Hall ab.

 

HallerTagblatt, 11.05.2019

650 gewählte Mitglieder vertreten die Interessen aller Mitglieder der VR-Bank. Sie trafen sich am Donnerstagabend in der Bausparkasse. © Foto: Ufuk Arslan