Schwäbisch Hall. Die VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim erzielt trotz trüber Aussichten in der Branche einen überdurchschnittlichen Zuwachs im Kundengeschäft.
Volksbank mit solidem Wachstum
Die VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim hatte vergangene Woche zur 48. ordentlichen Vertreterversammlung eingeladen und mehr als 650 Gäste waren gekommen. Im großen Saal der Bausparkasse Schwäbisch Hall blieb fast kein Platz unbesetzt, als der Vorstandsvorsitzende Eberhard Spies die Ergebnisse des zurückliegenden Wirtschaftsjahres präsentierte.
Bei einem Überschuss von rund 4,5 Millionen Euro hat die Genossenschaftsbank einen Bilanzgewinn von knapp 2,5 Millionen Euro erwirtschaftet, wovon fast 2 Millionen Euro als Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet werden. Damit bewegt sich die Dividendenzahlung weiter auf dem Vorjahresniveau.
Wilde Zeiten
„Wir leben in wilden Zeiten“, brachte Spies die aktuellen politischen Entwicklungen im In- und Ausland auf den Punkt. So sei die Politik jenseits des Atlantiks unberechenbarer geworden. „Die übelsten Dinge jedoch kommen aus Deutschland“, sagt Spies. Darunter versteht der Vorstandsvorsitzende vor allem die sich weiter verschärfenden Eigenkapitalvorschriften sowie den Zwang zur Regulatorik: „Die Anzahl der systemrelevanten Banken wird auch im nächsten Jahr sinken.“ Dazu gehöre der Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken zwar nicht, aber auch in der eigenen Kategorie stünden 60 Kreditinstitute unter Beobachtung, erklärt Spies, um gleich darauf Entwarnung zu geben: „Auch zu denen gehören wir nicht.“
Weiterhin niedrige Zinsen
Dennoch werden die niedrigen Zinsen die Banken, die Kunden und die Versicherungen auch weiterhin belasten. Trotz optimistischer Betrachtungsweise rechne man in den nächsten zwei bis drei Jahren mit rückläufigen Zinserträgen von 10 bis 15 Prozent, schätzt der Vorstandsvorsitzende. Das alles sei jedoch „kein Grund zum Jammern“. Das Wirtschaftswachstum ist 2017 um 2,2 Prozent gestiegen und auch für 2018 liegen die Prognosen bei 2,7 Prozent. Darüber hinaus nahmen die Bruttoanlageinvestitionen um 3,3 Prozent zu, die Prognose für 2018 beträgt 4,4 Prozent. Auch der private Konsum lag 2017 mit 2,1 Prozent im Plus. Die Erwartung für dieses Jahr beträgt 1,5 Prozent.
Bewährtes Modell
Ein „solides Wachstum und ordentliches Ergebnis“ bescheinigen die Wirtschaftsprüfer dem Unternehmen. Monika van Beek aus dem Vorstand des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) geht sogar so weit, anderen Branchen, beispielsweise Handwerkern oder Ärzten, das genossenschaftliche Modell ans Herz zu legen: „Auch im 200. Geburtsjahr des Gründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen trifft es den Nerv der Zeit, gemeinsam Verantwortung zu tragen.“
Um die Bank auf Erfolgskurs zu halten, seien aber auch Einschränkungen nötig, gibt der Aufsichtsratsvorsitzende Armin Rapp zu. Dazu gehört die Verkleinerung des Aufsichtsratsgremiums von 13 auf 10 Mandate innerhalb der nächsten zwei Jahre. Schon in diesem Jahr gehen zwei Mitglieder in den Ruhestand, die nicht ersetzt werden. Das sind der Ilshofener Bürgermeister Roland Wurmthaler, der 32 Jahre im Aufsichtsrat tätig war, und der Rommelag-Geschäftsführer Bernd Hansen, der 23 Jahre lang dem Gremium angehörte. Erneut gewählt wurden Andrea Blessing, Dachdeckermeisterin aus Schwäbisch Hall, Sigrid Feuchter, Geschäftsführerin der Feuchter Beteiligungs GmbH und Volker Noller, Geschäftsführer bei Fertighaus Weiss.
Haller Tagblatt, 23.05.2018