Finanzwirtschaft. Die genossenschaftlichen Banken in der Region erzielen deutliche Zuwächse. Geschäftsmodell erweist sich auch in schwierigem Umfeld als außerordentlich stabil.
Entspannter Rückblick
Das erste Jahresgespräch der Bezirksvereinigung Hohenlohe-Franken war für Andreas Siebert keine besondere Herausforderung. Der Vorstand der Raiffeisenbank Kocher-Jagst komplettiert seit Anfang des Jahres das Vorstandstrio mit Jürgen Fricke und Eberhard Spies (Vorsitzender). In dieser Funktion konnten sie den Fragen der Presse in der VR Bank in Schwäbisch Hall gelassen entgegensehen, denn die neun genossenschaftlichen Banken blicken auf "ein Erfolgsjahr" zurück, das von beeindruckenden Kennziffern geprägt war. So legten die Bilanzsummen durchschnittlich um fünf Prozent zu, das Wachstum bei den Krediten lag bei sieben Prozent und die Einlagen stiegen um fünf Prozent. Dimensionen, die letztmals vor der Niedrigzinsphase erreicht wurden.
Enormer Verwaltungsaufwand
Ergebnisse, die Eberhard Spies trocken kommentiert: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und auf die Herausforderungen richtig reagiert - das schlägt sich jetzt auch in den Zahlen nieder." Sorgen bereitet ihm und seinen Vorstandkollegen allenthalben der zunehmende Aufwand für die Regulatorik. In der Bezirksvereinigung sind rund 30 Personalstellen nur damit beschäftigt, Broschüren, Merkblätter oder Gesprächsprotokolle zu bearbeiten und zu prüfen. "Wenn sie für eine Finanzierung einen fünf Zentimeter hohen Stapel Papier vor sich haben, liest das keiner mehr", sagt Jürgen Fricke. Andreas Siebert geht sogar noch weiter: "Zu viel Verbraucherschutz schadet dem Vertrauensverhältnis." Sein Argument: Wenn für einen Kredit ganze Berge an Formulare notwendig sind, muss doch jeder davon ausgehen, dass sich dahinter etwas Unsolides verbirgt." Doch unsolide zu agieren, so die drei Bankvorstände, könnten sich gerade genossenschaftliche Banken gar nicht leisten. Jürgen Fricke: "Wir sind in der Region verankert, ein vertrauensvolles Miteinander ist die Basis unseres Geschäftsmodells."
Ein Beleg dafür, dass sich die traditionelle Nähe der Flächenbanken zum Markt auzahlt, wird auch an einem anderen Wert deutlich: Mit knapp 114000 Mitgliedern stellen die Genossen nicht nur die "größte Personalvereinigung im Raum Hohenlohe-Franken", der Zuspruch lässt auch ihren Marktanteil in eindrucksvolle Höhen schießen. Je nach Berechnungsgrundlage liegt er bei 40 Prozent und darüber.
Hohe Marktdurchdringung
Eberhard Spies: "Wir haben uns eine große Marktmacht erarbeitet." Dabei spielen den Geno-Banken auch allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen in die Karten. "Je globaler die Welt sich ausrichtet, desto stärker wird auch die Sehnsucht nach Überschaubarkeit und Regionalität", erklärt Jürgen Fricke: "Es ist wieder ein wenig schick geworden, Geschäfte vor Ort zu machen."
Dies erklärt auch, warum das Publikum unterschiedliche Gebührenerhöhungen, etwa für zusätzliche Kontoauszüge oder Serviceleistungen relativ klaglos hinnahm. Eberhard Spies: "Unsere Ausrichtung an Mitgliedern und Kunden wird angenommen, und es wird gewürdigt, was wir daraus machen. Die Ergebnisse sind auskömmlich und eröffnen allen Häusern die notwendigen Spielräume."
Entwicklung Geschäftsjahr 2017
Der Bezirksvereinigung gehören neun Volks- und Raiffeisenbanken an: 1. VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim, 2. RB Kocher-Jagst, 3. VB Vorbach-Tauber, 4. RB Bretzfeld-Neuenstein, 5. RB Schrozberg-Rot am See, 6. RB Frankenhardt-Stimpfach, 7. RB Bühlertal, 8. RB Tüngental | ||
2017 | 2016 | |
Bilanzsummen* | 4,275 | 4,079 |
Kredite* | 2,339 | 2,179 |
Kundeneinlagen* | 3,070 | 2,923 |
Betreutes Kundenvolumen* |
8,235 | 7,719 |
Vorgeschlagene Dividende* | 4,0 - 8,0 % | 4,5 - 8,0 % |
Mitglieder* | 113894 | 112012 |
Geschäftsstellen* | 91 | 96 |
Mitarbeiter* | 724 | 736 |
* Angaben in Millionen Euro |
Haller Tagblatt, 08.03.2018