Hunderte junger Menschen kommen am Samstag in das große Zelt auf den Kocherweisen in Steinbach. 110 Aussteller werben um junge Leute.
Goldene Zeiten für Azubis
Schwäbisch Hall, 26.06.2017
Von A wie Adolf Würth bis Z wie Zimmerer-Innung: Bei der 12. Job-Börse im Messezelt in Steinbach ist die Creme der Arbeitgeber in Hohenlohe vertreten: die Weltmarktführer der Verpackungsindustrie, 13 Innungen des Handwerks, Dienstleister im Gesundheitswesen, Banken, Informationstechnik, Energietechnik, Logistik und viele mehr. Sie alle werben um die Mitarbeiter von morgen. Die Schulabgänger sind begehrte Mangelware. Deshalb sind auch viele Firmenchefs persönlich vor Ort, um die Werbetrommel zu rühren.
Nachwuchs in der Region halten
Schon vor der offiziellen Eröffnung um 10 Uhr herrscht an den Ständen rege Betriebsamkeit. Viele der künftigen Azubis und ihre Eltern sind schon lange vorher da. „Für meine Mannschaft gilt: Krawatte ausziehen“, sagt Eberhard Spies und geht angesichts der hohen Temperaturen mit gutem Beispiel voran. Der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Schwäbisch-Hall Crailsheim, die die Job-Börse ins Leben gerufen hat, führt aus, warum die Börse so wichtig ist. „Sie ist Ausdruck unserer Nachhaltigkeit. Wir wollen den Nachwuchs in der Region behalten“, lautet sein Argument. Zusammen mit den Partnern, der Stadt Hall und der Südwest Presse, werde es 2018 die nächste Ausgabe der Job-Börse geben. „Keiner braucht die Region zu verlassen, um einen guten Beruf zu finden“, meint der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten in seinem Grußwort. Man könne in Schwäbisch Hall auch studieren.
„Wir müssen alle dafür sorgen, dass weitere Menschen in die Region ziehen“, so der Haller Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim. Die global aufgestellten Firmen hielt er an, für die Region zu werben. „Lehrlinge haben die Chance ihres Lebens, eine gute Ausbildung und einen guten Beruf zu finden“, meint er zu dem Sachverhalt, dass es mehr offene Stellen als Azubis gibt. Die duale Ausbildung in den Firmen und in der Schule bezeichnet er als „weltweite Erfolgsgeschichte“.
„Wir stellen jeden Monat 100 Leute ein, zwölf Prozent davon sollen Azubis sein“, umreißt Gerhard Stoll von Bechtle den Personalbedarf. Azubis seien die Zukunft. Wer ausgelernt und sich bewährt habe, bekomme eine Job-Garantie.
„Es ist schon nicht schlecht, wenn einer, der Zimmermann werden will, den Nagel auch trifft“, sagt Thilo Fritz. Er hat die mittlere Reife und lernt im ersten Jahr Industriekaufmann bei Fertighaus Weiss. Er ist mit seiner Berufswahl hochzufrieden – das strahlt er auch aus.
Wenig umlagert ist der Stand der Fliesenleger-Innung. „Dabei ist es ein schöner und kreativer Beruf“, versichern die Meister ihres Fachs, Rolf Krämer und Klaus Kugler. Sie hadern noch immer damit, dass die Meisterpflicht vor zwölf Jahren abgeschafft worden ist. Darunter leide die Branche noch heute. Jeder könne sich selbstständig machen und Fliesen verlegen. Doch wer sich heute ausbilden lasse, durchhalte und den Ansprüchen der Kunden genüge, der habe beste Aussichten.
Gute Chancen bestehen auch bei der Polizei, weiß Hermann Schüttler. Er ist Einstellungsberater und im Polizeipräsidium Aalen zuständig für Ausbildung im mittleren und gehobenen Dienst. „Das Land will 1400 Polizsiten einstellen. Außerdem gehen viele Beamte in der kommenden Zeit in Ruhestand.“ Da würden viele Bewerber gesucht.
Mit 14 Angestellten ist die Schwäbisch Haller Firma Optima vertreten. Für 2018 werden 33 Azubis und neun Schulabgänger für die duale Hochschule gesucht, so Ausbildungsbeauftragte Heike Brenninger.
Ein Vater, der mit seinem Sohn die Jobbörse besucht, bringt es auf den Punkt: „Wenn ein Auszubildender mit einem künftigen Azubi spricht, dann verstehen die sich sofort. Die wissen, um was es geht, die sprechen ein Sprache.“ Alle Befragten zeigen sich mit dem Besuch der Job-Börse hochzufrieden. Viele tragen in einer Tasche Informationsmaterial nach Hause. Die Firmen jedenfalls haben sich alle Mühen gegeben. Die vielen Interessenten zeigen, dass die direkte Information beim Arbeitgeber wohl höher geschätzt wird, als lediglich ein Besuch auf der Firmenhomepage.
Quelle: Haller Tagblatt, 26.06.2017