Iris Berben, die Grande Dame des deutschen Films, ist zu Besuch in Schwäbisch Hall. Sie erzählt von ihrer Liebe zu Israel und ihrem politischen Engagement.
Schauspielerin Iris Berben zu Gast in Schwäbisch Hall
Schwäbisch Hall, 10.04.2017
Jetzt bring ich mal einen richtigen Knaller“, erklärt Walter Döring, ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Baden-Württembergs. Damit meint er die deutsche Schauspielerin Iris Berben, die ihr neues Buch über Jerusalem in der VR Bank in Hall vorgestellt hat.
Breit lächelnd nimmt die 66-Jährige auf der Bühne Platz und nimmt gleich einmal ihre Ohrringe ab, denn die stören das Mikrofon. Authentisch, beeindruckend und sympathisch komme die Grande Dame des deutschen Films rüber. Darin sind sich die meisten Gäste nach der Buchvorstellung einig.
Ihre Leidenschaft und ihre Liebe für das Heilige Land, insbesondere Jerusalem, hat sie mit 18 Jahren entdeckt. Nachdem sie von drei verschiedenen Schulen verwiesen wurde und ihre Schullaufbahn ohne Abitur beendete, ging es spontan nach Israel. „1967 gab es einen richtigen Hype in und um Israel“, erzählt Iris Berben. „Ich gehe nach Israel und baue das Land mit auf“, lautete ihre Devise. Seit vielen Jahrzehnten engagiert sich Berben nun schon für Israel und hat es schon viele Male bereist und auch dort gelebt.
In Deutschland ist sie aber viel eher als Schauspielerin bekannt. Aus der Serie „Zwei himmlische Töchter“ oder an der Seite von Diether Krebs in der Comedy-Reihe „Sketchup“. Viele Preise hat sie auch gewonnen, wie die Goldene Kamera oder den Bambi. Ganz am Anfang ihrer Karriere hat sie in zwei experimentellen Filmen an der Kunsthochschule in Hamburg mitgespielt. „Die haben mich wahrscheinlich deswegen besetzt, weil ich ein hübsches junges Mädchen war“, meint sie heute. Das Talent sei erst später gekommen. Das ging alles „learning by doing“.
Man muss seine Rolle mögen
Eines von ihren Erfolgsgeheimnissen ist: „Jede Figur, die man spielt, muss man mögen, man muss sich in sie hineinversetzen können.“ Besonders schwer fiel das Iris Berben in ihrer Rolle als Cosima Wagner in der „Wagner-Clan“. „Ich konnte die Antisemitin nur spielen, indem ich mir klar gemacht habe, das war vor dem Holocaust und ein gesellschaftlich akzeptierter Antisemitismus.“
Neben ihrer schauspielerischen Arbeit engagiert sich Iris Berben auch politisch. Sie hat zwar kein Parteibuch, steht aber der SPD nahe. „Ich bin in einem SPD-Haus groß geworden und so sozialisiert worden.“ So wurde ihr auch die Ehre zuteil, eine Rede am Vorabend der Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten zu halten.
„In einem seriösen Umfeld möchte ich auch nicht als Schauspielerin wahrgenommen werden, sondern für meine politische und soziale Arbeit. Ich möchte ernst genommen werden.“ Ihre Nähe zur Politik macht es ihr in ihrer Position als Präsidentin der Deutschen Filmakademie auch leichter, Gelder für die Filmindustrie lockerzumachen.
Ihre Vielseitigkeit und ihr Engagement hat die Gäste der Lesung beeindruckt. „Wir kannten sie bisher nur als Schauspielerin“, meinen Martina und Christian Löhner. „Sie ist eine interessante Frau, die viel durchgemacht hat und weiß, wovon sie spricht“, sagt Knut Schmidt.
Zur Person
Iris Berben wurde am 12. August 1950 in Detmold, Nordrhein-Westfalen, geboren. Ende der 1960er-Jahre war sie mit dem Sänger Abi Ofarim liiert. 1971 wurde ihr Sohn Oliver geboren, der Filmproduzent und seit 2009 Geschäftsführer der Produktion bei Constantin Film ist. Von 1974 bis 2006 war Berben mit dem israelischen Geschäftsmann Gabriel Lewy zusammen. 2007 lernte Iris Berben bei den Dreharbeiten zu „Afrika, mon amour“ ihren aktuellen Lebensgefährten Heiko Kiesow kennen. Verheiratet war sie bis heute nicht. Für ihre Arbeit in Israel ist sie zum Gouverneur der Hebräischen Universität in Jerusalem ernannt worden. Außerdem ist die Schauspielerin seit 2010 Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Neben der Goldenen Kamera und dem Bambi hat sie auch den Adolf-Grimme-Preis und den Erich-Kästner-Preis gewonnen. Außerdem wurde ihre das Bundesverdienstkreuz verliehen. Iris Berben ist auch Autorin mehrerer Bücher, darunter „Jerusalem: Menschen und Geschichten einer wundersamen Stadt“.
Quelle: Haller Tagblatt, 10.04.2017
Foto: Ufuk Arslan