Vorstandsvorsitzender Eberhard Spies erinnert sich an die Unglücksnacht vom 29. auf den 30. Mai in Braunsbach. Das Geldinstitut investiert rund 700 000 Euro in die Sanierung der Filiale.
Braunsbacher Geschäftsstelle wird im März geöffnet
Braunsbach, 24.02.2017
In dieser Woche haben Handwerker die neuen Möbel der VR-Bank-Filiale in Braunsbach angeliefert und aufgebaut. Statt Tresen gibt es jetzt kleine Inseln. Die nächsten Tage soll es Schlag auf Schlag gehen, denn am Donnerstag, 9. März, sollen in der wiederhergestellten Filiale die ersten Kunden bedient werden. Das seitherige Team unter Leitung von Carina Maurer soll wieder die Geschäfte vor Ort führen.
Vorübergehend waren die VR-Bank-Mitarbeiter nach Untermünkheim und Schwäbisch Hall ausgegliedert worden. Die Privatkundenberaterin Maurer zeigt sich froh darüber, dass nach dem Unglück vom 29. Mai in Braunsbach die Kunden der Bank die längeren Wege in Kauf genommen haben. „Im Prinzip hat jeder seine Kunden weiterbetreut“, berichtet sie über die Arbeit ihres Teams. Wenn es notwendig war, seien sie und ihre Mitarbeiter auch zu den Kunden rausgefahren. Durch die Sturzflut, die in Braunsbach zahlreiche Häuser im Dorfzentrum stark beschädigt hatte, verlagerte sich für die Bankmitarbeiter der Arbeitsschwerpunkt: Es gab viele Finanzierungen durchzusprechen, und es musste viel in Sachen Versicherungen beraten werden. Zahlreiche Bürger ließen in Folge des Unglücks ihren Versicherungsstatus überprüfen. Und legten nach, wenn sie unterversichert waren. Der Effekt sei über Braunsbach hinaus zu spüren gewesen, berichtet Eberhard Spies, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank. Wurden in den vergangenen Jahren die Versicherung gegen Elementarschäden häufiger abgelehnt, seien nun in der ganzen Region die Hausbesitzer sensibilisiert.
Eberhard Spies hatte bereits in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai vergangenen Jahres mitbekommen, was die Sturzflut anrichtete. Ein Mitarbeiter der VR-Bank wohnte in der Wohnung über der Filiale und versorgte seine Chefs per Handy mit Fotos. Am nächsten Morgen fuhr ein Team der VR-Bank raus, parkte an der Ortszufahrt. Dass keiner Gummistiefel dabei hatte, rächte sich. „An der Filiale stand hochkant ein Bus“, erinnert sich Spies, „die Räume waren zu zwei Dritteln mit Dreck, Ästen, Steinen und Wasser gefüllt. Entsprechend war Chaos.“ Zahlreiche Details haben sich Spies bildlich eingeprägt. Zum Beispiel die elektronisch betriebene Uhr über dem Eingang, die um 20.16 Uhr stehen geblieben war. „Zu diesem Zeitpunkt muss das Wasser die Uhr erreicht und zum Stromausfall geführt haben.“ Oder die zerschlagene Eingangstüre: „Ein Baumstamm schlug die Türe ein, dann kam das Wasser und floss die Wendeltreppe in die unteren Räume hinab.“
Aufreibende Tage folgten: Ist das 200 Jahre alte Haus einsturzgefährdet? Wie lange dauern Abpumpen und Schadenssicherung? Wie können Tresore und die deponierten Wertsachen geholt werden? Fragen über Fragen. Ein Sicherheitsdienst wurde beauftragt, Tag und Nacht das Gebäude zu bewachen.
Geldwaschanlage in Tiefgarage
Nach drei, vier Tagen war abgepumpt und Eberhard Spies und Bau-Fachleute wagten sich im spärlichen Licht von Taschenlampen in den Keller, in dem ein halber Meter hoch der Schlamm stand. „Dabei war uns mulmig zumute“, erzählt der Chef der VR-Bank. Selbst im Tresor war das Geld nass. Viele Dokumente waren aufgelöst. Doch dank der digitalisierten Geschäftspraxis waren keine wichtigen Papiere weg. Die Münzen und Scheine, die im Geldautomaten deponiert waren, waren verschlammt. Sie bekamen eine besondere Behandlung: Der Hausmeister der VR-Bank nutzte die Flächen der Tiefgarage der VR-Bank-Zentrale, um Münzen und Scheine mit dem Wasserschlauch abzuspritzen und zum Trocknen auszulegen, berichtet Spies. Geld, das nicht mehr ausgegeben werden konnte, wurde der Bundesbank zurückgegeben.
Durch die Wasser- und Geröllmassen war das Gebäude zwar nicht in der Grundsubstanz beschädigt. Aber weil das Wasser selbst in alle Kabelschächte gelaufen war, musste es bis auf den Rohbau zurückgebaut werden.
Auf 650 000 Euro beläuft sich der Schaden, der von den Versicherungen auch vollständig übernommen wurde. Dieses Geld, sowie weitere 50 000 Euro, investierte die VR-Bank in die Wiederherstellung der Geschäftsräume. Moderner und heller ist es geworden. Ein zusätzlicher Beratungsraum wurde darüber hinaus eingerichtet.
Noch nicht saniert worden ist die Fassade. Die soll im kommenden Jahr, wenn die Straßen- und Kanalarbeiten in der Ortsmitte abgeschlossen sind, erneuert werden.
Quelle: Haller Tagblatt, 24.02.2017