Die VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim ist mit dem Geschäftsverlauf zufrieden. Das veränderte Kundenverhalten und strengere Regulatorik stellen das Institut aber vor Herausforderungen.
Es braucht eine tragfähige Strategie
Schwäbisch Hall, 28.01.2017
In 29 Mitglieder-Foren wird ab nächster Woche über die Entwicklung und Pläne der VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim informiert. Vorstandvorsitzender Eberhard Spies und die beiden Vorstandsmitglieder Tobias Belesnai und Alexander Hepperle haben im Vorfeld schon einiges verraten:
„Insgesamt ist das Jahr zufriedenstellend gelaufen“, bringt es Eberhard Spies auf den Punkt und Tobias Belesnai nennt Zahlen, die das untermauern: Die Bilanzsumme ist um 4 Millionen auf 2036 Millionen Euro gewachsen und bei den Krediten gibt es ein Plus von 3,6 Prozent auf 1071 Millionen Euro. „Das Wachstum hier stammt vor allem aus dem Firmenkundenbereich“, weiß Belesnai. Erfreulich hat sich auch das Kundengeschäftsvolumen im gesamten Verbund – zu dem die Bausparkasse Schwäbisch Hall, Union Investment, easyCredit und die R+V Versicherung AG gehören, entwickelt. Hier steht ein Plus von 166 Millionen auf 3835 Millionen Euro.
Beim Blick in die Zukunft wird es schon schwieriger. Denn auch die regional aufgestellte Bank bekommt die globalen Unsicherheiten zu spüren. „Wie sich die gesamtwirtschaftliche Situation in den nächsten Monaten entwickelt, dazu lassen sich wirklich keine Voraussagen machen. Es braucht allerdings eine tragfähige Strategie. Daher konzentrieren wir uns auf die Dinge, die wir beeinflussen können“, betont Spies. Dazu zählt zum Beispiel die Digitalisierung.
Nah am Kunden
„Das Kundenverhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert, vieles passiert heute nur noch online und über das Smartphone“, erklärt Spies. Daher bekommen viele Dienstleistungen eine neue Gewichtung und müssen angepasst werden. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist bei der VR Bank die Banking-App. Nachdem diese weiterentwickelt wurde, hat sich die Zahl der Nutzer innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. 3865 Kunden haben die Anwendung nun im Gebrauch, im Vorjahr waren es noch 1865.
Der Frage, wie die Bank der Zukunft aussieht, geht die VR Bank seit geraumer Zeit nach. So wurden in der Vergangenheit die Öffnungszeiten und das Filialnetz angepasst. Auch 2017 wird es eine Neuerung geben: Ende März wird die Geschäftsstelle in Gschwend geschlossen. Die Betreuung der Kunden erfolgt dann von Gaildorf aus. Spies betont: „In Gschwend sank die Kundenfrequenz kontinuierlich und die Filiale ist langfristig nicht wirtschaftlich haltbar. Weitere Geschäftsstellen sollen nicht geschlossen werden.“
Neben dem Ausbau des Online-Angebots beschäftigen auch neue Kontomodelle das Finanzinstitut. „Wir arbeiten gerade an einem ,Hausbankmodell’, das nach dem Payback-Prinzip funktioniert. Mitglieder, die viele Geschäfte mit uns machen, sollen davon profitieren“, erklärt der Vorstandvorsitzende. Das entspricht ganz dem genossenschaftlichen Gedanken. Deshalb verfolgt die Volks- und Raiffeisenbank auch weiterhin den Weg, sich von passiven Genossen, die nur die Dividenden kassieren, zu trennen. „Nur wer wirklich auch Geschäfte mit uns macht, ist als Mitglied gewünscht“, macht Spies deutlich.
Viel zu tun
Eine weitere Problematik, die das Bankhaus beschäftigt, sind die anhaltend niedrigen Zinsen. „Hier beobachten wir ganz genau, haben aber noch keine Beschlüsse für Negativzinsen gefasst“, meint Tobias Belesnai. Und Spies erklärt, warum: „Unsere Mitglieder können nichts für die aktuelle Situation und daher sollen sie, so lange wir es uns leisten können, auch nicht darunter leiden.“
Als große Herausforderung für die Zukunft sieht die genossenschaftliche Bank auch die verschärfte Regulatorik. Die VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim hat zentral in Crailsheim in der sogenannten „Produktionsbank“ Geschäftsbereiche wie die Kreditabteilung, Zahlungsverkehr und Qualitätsmanagement zusammengefasst. „So versuchen wir, dem immer höher werdenden bürokratischen Aufwand effizient gerecht zu werden“, erklärt Alexander Hepperle.
Das ist auch nötig, denn unter dem Stichwort „MiFIDII“ will der Verbraucherschutz ab 2018 die Sicherheit beim Wertpapiergeschäft erhöhen. „Diese verschärften Auflagen werden die Banken kostenmäßig belasten und die Kunden nerven. Sie bekommen von uns eine wahre Flut an Informationsmaterial, das in vielen Fällen direkt im Müll landet“, führt Hepperle aus.
Auch in der neuen Wohnimmobilienkreditrichtlinie sehen die Experten eine „völlige Fehlentwicklung“, denn sie erschwert es vielen Leuten an Kredite zu kommen. „Wenn es hier keine Nachbesserungen aus der Politik gibt, müssen die Banken restriktiver werden oder Kunden mehr belasten“, ist der Vorstand überzeugt.
Die Bilanzzahlen 2016 auf einen Blick
Einlagen Bankbilanz: 1395 Mio. €
Kredite Bankbilanz: 1071 Mio. €
Bilanzsumme Bank: 2036 Mio. €
Eigenkapital: 192,8 Mio. €
Kundengeschäftsvolumen
im Verbund: 3835 Mio. €
Dividende: 4 Prozent
Mitglieder: 63 953
Quelle: Haller Tagblatt, 28. Januar 2017